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Walter Benjamin in der Fränkischen Schweiz

Durch die Publikation der "Gesammelten Schriften" Walter Benjamins werden wir auf einen berühmten Besucher der Fränkischen Schweiz aufmerksam gemacht, über dessen Aufenthalt bisher so gut wie nichts bekannt war. Zusammen mit einigen Klassenkameraden fuhr er mit der Bahn über Coburg, Lichtenfels, Bayreuth nach Pegnitz. Zu Fuß ging es weiter nach Pottenstein, wobei sich Orientierungsschwierigkeiten ergaben: "Wir hatten nur eine kleine, nicht ausführliche Karte außer einem Kompass bei uns und nachdem wir den Fußweg eine Weile gegangen waren, wussten wir gar nicht, wo wir waren. Wir gingen ein Stück durch schönen Wald, bis wir auf eine Wiese kamen, auf der ein Junge Kühe hütete. Als wir ihn nach dem Weg fragten, schien er unser Hochdeutsch nicht zu verstehen, auch mit der Karte verstand er nicht umzugehen. Ebenso war es mit einer Frau, die wir später trafen." Doch mit Hilfe von Karte und Kompass fand sich die kleine Wandergruppe wieder zurecht. "Die ganze Landschaft veränderte sich plötzlich, anstatt in der Waldlandschaft befanden wir uns auf einem freien Platz, der malerisch von Felsen umgrenzt wurde. Wenn man ein wenig genauer zusah, konnte man an vielen Stellen Höhlen sehen! Ich hatte wohl Lust gehabt, hier gleich herumzuklettern, aber dazu fehlte die Zeit."
Der marxistische Literaturkritiker und Schriftsteller Benjamin (1892 - 1940) emigrierte 1933 und starb im Exil. Über das Jahr des Besuchs in der Fränkischen Schweiz finden sich keine genauen Angaben; er dürfte wohl 1910 stattgefunden haben. (Aus: Gesammelte Schriften. Bd.6, 1985).
(Hans Baier)


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